Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, insbesondere im Bereich des visuellen Repräsentationslernens. Dabei geht es darum, KI-Systeme so zu trainieren, dass sie Bilder "verstehen" und in interne Repräsentationen umwandeln können, die für Aufgaben wie Bilderkennung, Objekterkennung oder Bildgenerierung genutzt werden.
Ein wichtiger Aspekt beim visuellen Repräsentationslernen ist die Wahl des richtigen Backbones und Optimierers. Der Backbone ist das neuronale Netzwerk, das die Bilder verarbeitet und die internen Repräsentationen erzeugt. Der Optimierer hingegen ist der Algorithmus, der die Parameter des Backbones während des Trainings anpasst, um die Genauigkeit des Modells zu verbessern.
Eine neue Forschungsarbeit von Li et al. (2024) beleuchtet nun ein bisher wenig beachtetes Phänomen: die Kopplungsverzerrung zwischen Backbone und Optimierer (BOCB - Backbone-Optimizer Coupling Bias). Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bestimmte Kombinationen von Backbones und Optimierern besser zusammenarbeiten als andere. So zeigen beispielsweise klassische CNN-Architekturen wie VGG und ResNet eine starke Abhängigkeit von Optimierern der SGD-Familie, während neuere Architekturen wie ViTs und ConvNeXt eine enge Kopplung zu Optimierern mit adaptiver Lernrate aufweisen.
Die Gründe für die BOCB sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. Die Forscher vermuten, dass sowohl die Architektur des Backbones als auch die Funktionsweise des Optimierers zur Entstehung der Verzerrung beitragen.
Die BOCB kann erhebliche Auswirkungen auf das Training und die Feinabstimmung von visuellen Modellen haben. Sie kann dazu führen, dass:
- Modelle langsamer lernen und eine geringere Genauigkeit erreichen. - Modelle während des Trainings instabil werden und zu Oszillationen neigen. - Die Generalisierungsfähigkeit von Modellen auf neue, ungesehene Daten beeinträchtigt wird.Die Arbeit von Li et al. liefert wichtige Erkenntnisse für die Praxis des visuellen Repräsentationslernens. Basierend auf ihren Ergebnissen empfehlen die Autoren:
- Bei der Wahl des Optimierers sollte die Architektur des Backbones berücksichtigt werden. - Für klassische CNNs sind Optimierer der SGD-Familie in der Regel eine gute Wahl. - Für neuere Architekturen wie ViTs und ConvNeXt sollten Optimierer mit adaptiver Lernrate in Betracht gezogen werden. - Es ist ratsam, verschiedene Kombinationen von Backbones und Optimierern zu testen, um die beste Leistung zu erzielen.Die Entdeckung der BOCB wirft neue Fragen auf und eröffnet spannende Forschungsrichtungen. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Ursachen der Verzerrung genauer zu verstehen und robuste Methoden zu entwickeln, um sie zu vermeiden oder zu korrigieren.
Die Arbeit von Li et al. ist ein wichtiger Schritt zu einem tieferen Verständnis des visuellen Repräsentationslernens und trägt dazu bei, robustere und zuverlässigere KI-Systeme zu entwickeln.