Das Wichtigste in Kürze
- Der Markt für leistungsstarke KI-Workstations wird zunehmend von Nvidia mit dem DGX Spark und AMD mit der Strix Halo Plattform geprägt.
- Nvidias DGX Spark, beworben als "KI-Supercomputer für den Schreibtisch", integriert den GB10 Superchip mit einer Blackwell-GPU und 128 GB LPDDR5X RAM.
- Die AMD Strix Halo Plattform, beispielsweise im GMKtec EVO-X2, kombiniert CPU, GPU und NPU auf einem Chip (Ryzen AI Max+ 395) und bietet eine einheitliche Speicherarchitektur.
- Preislich ist die AMD Strix Halo Plattform oft deutlich günstiger, wobei vergleichbare Konfigurationen bis zu 1.500 Euro unter dem DGX Spark liegen können.
- In Benchmarks zur LLM-Inferenz zeigt die AMD-Plattform in einigen Fällen eine höhere Geschwindigkeit, insbesondere bei kleineren bis mittleren Modellen.
- Bei spezifischen Aufgaben wie der Analyse großer Dokumente (RAG) oder der Bildgenerierung kann der Nvidia DGX Spark, aufgrund seiner CUDA-Optimierung, Geschwindigkeitsvorteile aufweisen.
- Das Ökosystem und die Software-Unterstützung sind bei Nvidia durch CUDA und umfassende Playbooks reifer, während AMDs ROCm-Ökosystem noch Entwicklungsaufwand erfordert.
- Für Entwickler, die auf die Nvidia-Serverplattform abzielen und lokale Testumgebungen benötigen, ist der DGX Spark relevant; für preisbewusste Anwender mit Fokus auf Echtzeit-Inferenz und Open-Source-Modelle könnte AMDs Strix Halo die bessere Wahl sein.
KI-Workstations im Vergleich: Nvidia DGX Spark und AMD Strix Halo
Der Markt für Künstliche Intelligenz (KI) erlebt eine rasante Entwicklung, die immer leistungsfähigere Hardware erfordert. Im Segment der kompakten KI-Workstations konkurrieren derzeit zwei prominente Architekturen: Nvidias DGX Spark und AMDs Strix Halo Plattform. Beide Systeme zielen darauf ab, KI-Rechenleistung direkt auf den Schreibtisch der Entwickler und Forscher zu bringen, verfolgen dabei jedoch unterschiedliche technische Ansätze und Preisstrategien. Wir analysieren die Spezifikationen, Leistungsmerkmale und Zielgruppen dieser beiden Kontrahenten, um Ihnen eine fundierte Einschätzung zu ermöglichen.
Nvidia DGX Spark: Der "KI-Supercomputer für den Schreibtisch"
Nvidia positioniert den DGX Spark als einen "KI-Supercomputer für den Schreibtisch" und bewirbt ihn als Lösung für Forscher und Entwickler, die mit großskaligen generativen Modellen arbeiten. Das im Januar 2025 vorgestellte System basiert auf dem Nvidia GB10 Superchip, einer Kombination aus einer ARM-basierten Grace-CPU und einer Blackwell-GPU. Diese Integration, verbunden über NVLink-C2C, zielt darauf ab, Latenzzeiten zu minimieren und die Bandbreite für die CPU-GPU-Kommunikation zu maximieren.
Technische Merkmale und Besonderheiten
Der DGX Spark bietet eine beeindruckende Ausstattung, die auf anspruchsvolle KI-Workloads zugeschnitten ist:
- Kombiprozessor: Der GB10 Superchip integriert eine Blackwell-GPU, die für KI-Algorithmen optimiert ist. Sie verfügt über viele Shader-Einheiten und eine hohe Anzahl an Tensorkernen (384 statt 192 im Vergleich zu einer RTX 5070), was für KI-Berechnungen von Vorteil ist.
- Arbeitsspeicher: 128 GB LPDDR5X-RAM sind fest verlötet und bieten eine Bandbreite von etwa 273 GB/s. Dieser einheitliche Speicher wird von CPU und GPU geteilt, was Engpässe bei der Datenübertragung reduzieren soll.
- Speicher: Konfigurationen sind mit 1 TB, 2 TB oder 4 TB NVMe SSD erhältlich.
- Vernetzung: Ein 200-Gigabit-Netzwerkadapter (ConnectX-7) ermöglicht die Kopplung mehrerer DGX Spark Einheiten für Clustering-Szenarien. Zusätzlich ist ein 10-Gigabit-Ethernet-Port und Wi-Fi 7 vorhanden.
- Leistungsaufnahme: Unter Volllast zieht das System maximal 216 Watt, was für die gebotene Rechenleistung als effizient gilt.
- Software-Ökosystem: Der DGX Spark wird mit dem Nvidia DGX OS (einem angepassten Ubuntu Linux) und dem umfassenden Nvidia AI Software-Stack ausgeliefert, einschließlich CUDA-X-Bibliotheken, Triton Inference Server und optimierten Frameworks wie PyTorch und TensorFlow. Nvidia bietet zudem zahlreiche "Playbooks" zur einfachen Installation und Konfiguration von KI-Anwendungen wie ComfyUI.
Die Architektur des DGX Spark ist laut Nvidia auf hohe Durchsatzraten bei großen Sprachmodellen ausgelegt, insbesondere bei der Nutzung von FP4-Quantisierung, die für die effiziente Ausführung moderner LLMs essenziell ist.
AMD Strix Halo: Der Herausforderer
AMDs Antwort auf Nvidias Vorstoß im Bereich der kompakten KI-Workstations ist die Strix Halo Plattform, die beispielsweise im GMKtec EVO-X2 Mini-PC zum Einsatz kommt. Diese Plattform, basierend auf dem AMD Ryzen AI Max+ 395 APU, verfolgt einen integrierten Ansatz, bei dem CPU, GPU und NPU auf einem einzigen Chip vereint sind.
Technische Merkmale und Besonderheiten
Die Strix Halo Plattform zeichnet sich durch folgende Aspekte aus:
- Integrierte APU: Der Ryzen AI Max+ 395 vereint CPU, GPU (basierend auf RDNA 3.5) und NPU (XDNA 2 AI-Engine) auf einem Chip. Diese Kombination ermöglicht eine effiziente Verarbeitung von KI-Workloads direkt auf dem Gerät.
- Speicher: Ähnlich dem DGX Spark sind Systeme mit 128 GB schnellem RAM verfügbar. Die einheitliche Speicherarchitektur der APU ermöglicht einen schnellen Datenaustausch zwischen den Komponenten.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Vergleichbare Geräte mit AMD-Technik sind oft deutlich preisgünstiger. Ein Framework Desktop mit gleicher Ausstattung wie der DGX Spark (4 TB SSD, 128 GB RAM) kostet beispielsweise rund 2.800 Euro, was 1.500 Euro unter der Nvidia-Variante liegt. Der GMKtec EVO-X2 mit 128 GB RAM und 2 TB SSD ist bereits ab 1.999 Euro erhältlich.
- Fokus auf niedrige Latenz: Die Strix Halo Plattform ist darauf ausgelegt, Echtzeit-Inferenzen schneller zu starten und flüssiger ablaufen zu lassen, was besonders bei Aufgaben mit häufigen Modellwechseln oder kleineren Parametergrößen von Vorteil ist.
- Offenes Ökosystem: AMD betont die Flexibilität durch die Unterstützung von Open-Source-Modellen und -Frameworks, was Entwicklern eine größere Freiheit bei der Wahl ihrer Tools bietet.
Die AMD Strix Halo Plattform positioniert sich als kostengünstigere Alternative, die dennoch eine hohe KI-Leistung für lokale Anwendungen bietet.
Leistungsvergleich in der Praxis
Ein direkter Vergleich der beiden Architekturen in der Praxis zeigt differenzierte Ergebnisse, abhängig von der jeweiligen KI-Anwendung.
LLM-Inferenz (Large Language Model)
Bei der Inferenz von Large Language Models (LLMs) unter Verwendung von LM Studio wurden folgende Beobachtungen gemacht:
- Bei Modellen wie GPT-OSS:120B zeigte sich, dass der günstigere AMD-Rechner in einigen Fällen bis zu 11 Prozent schneller war als der Nvidia DGX Spark.
- Allgemein lässt sich festhalten, dass für reine LLM-Inferenz die AMD-Modelle eine konkurrenzfähige Leistung bieten.
- Es ist beeindruckend, dass solch große Modelle (z.B. GPT-OSS mit 120 Milliarden Parametern und 63 GB Größe) auf beiden kompakten Systemen mit fast 50 Token pro Sekunde ausgeführt werden können.
RAG (Retrieval Augmented Generation) und Bildgenerierung
Bei komplexeren Aufgaben wie der Analyse großer Dokumente mittels RAG (Retrieval Augmented Generation) oder der Bildgenerierung ergeben sich andere Leistungsbilder:
- RAG: Bei der Analyse eines großen PDF-Dokuments benötigte die Nvidia-Workstation lediglich 14 Sekunden, während die AMD-Konkurrenz fast vier Minuten in Anspruch nahm. Dies deutet auf eine Stärke des DGX Spark bei der Verarbeitung großer Kontextfenster hin.
- Bildgenerierung: Für die Generierung eines 1024x1024 Pixel großen Bildes mit dem Modell FLUX.1-dev-fp8 war das Nvidia DGX Spark-System mit 38 Sekunden deutlich schneller als das AMD-System mit 89 Sekunden.
- Diese Ergebnisse zeigen, dass Nvidias Optimierungen für bestimmte KI-Algorithmen und die CUDA-Integration bei spezifischen Workflows deutliche Vorteile bieten können.
Herausforderungen im Software-Ökosystem
Das Software-Ökosystem spielt eine entscheidende Rolle bei der Benutzerfreundlichkeit und Effizienz von KI-Workstations:
- Nvidia: Die Installation und Konfiguration von KI-Anwendungen auf dem DGX Spark wird durch Nvidias umfangreiche "Playbooks" vereinfacht. Das etablierte CUDA-Ökosystem bietet eine breite Kompatibilität und ausgereifte Tools, da viele KI-Entwicklungen primär für CUDA konzipiert wurden.
- AMD: Die Integration von AMDs ROCm-Plattform (die AMD-Variante von CUDA) kann sich als komplexer erweisen. Anwender berichten von stundenlangen Installationsversuchen, bis ComfyUI die ROCm-Installation akzeptierte, was auf einen höheren Einarbeitungsaufwand und weniger ausgereifte Werkzeuge hindeutet.
Wirtschaftliche Aspekte und Zielgruppen
Die Preisgestaltung und die spezifischen Anwendungsfälle sind entscheidend für die Wahl zwischen diesen beiden Architekturen.
- Preis: Der AMD Strix Halo Mini-PC ist mit Preisen ab etwa 2.000 Euro deutlich günstiger als der Nvidia DGX Spark, dessen Einstiegspreis bei rund 4.000 US-Dollar liegt (in Europa aufgrund von Steuern und Vertrieb höher).
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Für Anwender, die Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis legen und hauptsächlich LLM-Inferenz oder kleinere bis mittlere Modelle bearbeiten, bietet AMD eine attraktive Option.
- Spezifische Nützlichkeit des DGX Spark: Die DGX Spark-Workstations richten sich an eine sehr spezifische Zielgruppe. Sie sind besonders relevant für Entwickler, die KI-Software für Rechenzentren (die ebenfalls auf Nvidia-Architekturen basieren) entwickeln und testen möchten. Hier bietet die Architekturkonsistenz Vorteile.
- Fehlende "Killer-Applikationen" für 128 GB RAM: Trotz des großen Speichers von 128 GB gibt es derzeit nur wenige Open-Source-LLMs, die diese Speicherkapazität voll ausnutzen und gleichzeitig nicht in den Speicher leistungsstarker Consumer-GPUs (z.B. RTX 4090 mit 24 GB VRAM) passen. Modelle, die deutlich mehr Speicher benötigen (z.B. DeepSeek), übersteigen die 128 GB ebenfalls, was die universelle Nützlichkeit dieser speziellen Workstations für den "normalen" KI-Anwender einschränken kann.
- Alternative: Gaming-PCs: Für viele Anwendungsfälle, insbesondere im Bereich der Bild- und Videogenerierung, bieten leistungsstarke Gaming-PCs mit aktuellen GPUs (wie einer RTX 4090) eine hohe Performance. Solange die Modelle in den VRAM passen, können diese Systeme oft schneller sein und sind zudem vielseitiger einsetzbar.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Die Wahl zwischen Nvidia DGX Spark und AMD Strix Halo hängt stark von den individuellen Anforderungen, dem Budget und der bevorzugten Software-Umgebung ab. Beide Plattformen bieten fortschrittliche Technologien für lokale KI-Anwendungen, adressieren jedoch unterschiedliche Schwerpunkte.
- Für Entwickler und Unternehmen, die eng mit Nvidias Ökosystem verbunden sind, CUDA-basierte Workflows nutzen und die Entwicklung für Rechenzentrums-Umgebungen simulieren müssen, könnte der Nvidia DGX Spark trotz seines höheren Preises die präferierte Wahl sein. Die ausgereifte Software-Unterstützung und die Möglichkeit zum Clustering sind hier wichtige Argumente.
- Für preisbewusste Anwender, Forscher und Entwickler, die vorrangig LLM-Inferenz betreiben, Open-Source-Modelle nutzen und eine gute Leistung bei niedriger Latenz suchen, bietet die AMD Strix Halo Plattform eine attraktive und oft kostengünstigere Alternative. Die integrierte Architektur und die Energieeffizienz sind hier hervorzuheben.
- Es ist festzuhalten, dass für viele gängige KI-Anwendungen, insbesondere im Bereich der Bild- und Videogenerierung, eine leistungsstarke Consumer-GPU in einem herkömmlichen PC eine praktikable und oft auch schnellere Lösung darstellen kann, solange die Modelle in den verfügbaren VRAM passen. Die Notwendigkeit spezialisierter KI-Workstations mit 128 GB Unified Memory ist derzeit auf sehr spezifische Anwendungsfälle beschränkt.
Die weitere Entwicklung beider Ökosysteme, insbesondere die Reifung von AMDs ROCm-Software-Stack und die Verfügbarkeit von KI-Modellen, die die großen Speicherkapazitäten dieser Workstations optimal nutzen, wird die Wettbewerbslandschaft in Zukunft prägen. Für Unternehmen ist es ratsam, die spezifischen Anforderungen ihrer KI-Projekte genau zu analysieren und gegebenenfalls Pilotprojekte auf beiden Architekturen durchzuführen, um die optimale Lösung zu identifizieren.
Bibliography
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