Pünktlichkeitsstrategien der Deutschen Bahn Zusätzliche Halteminuten als mögliche Lösung

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September 16, 2024

Pünktlichkeit bei der Deutschen Bahn: Eine Extra-Minute pro Halt als Lösung?

Einführung

Die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn (DB) ist ein oft diskutiertes Thema, das regelmäßig auf Kritik stößt. Trotz zahlreicher Bemühungen und Maßnahmen bleibt die Pünktlichkeit vieler Züge ein Problem. Eine interessante Frage, die derzeit im Raum steht, ist, ob eine zusätzliche Minute pro Halt die Situation verbessern könnte.

Das Konzept der Extra-Minute

Während eines Italien-Urlaubs fiel einem Reisenden auf, dass Züge in Italien längere Haltezeiten haben als in Deutschland, jedoch pünktlicher sind. Diese Beobachtung wirft die Frage auf, ob auch in Deutschland eine längere Haltezeit pro Bahnhof die Pünktlichkeit verbessern könnte. Ein Beispiel: Der ICE von Hamburg nach München hat acht Haltestellen. Eine zusätzliche Minute pro Halt würde die Reisezeit nur minimal verlängern, könnte aber potenziell die Pünktlichkeit erhöhen.

Infrastruktur als Hauptproblem

Ein Pressesprecher der Bahn erklärte, dass die Hauptursache für Verspätungen die alte und überlastete Infrastruktur sei. Die knappen Kapazitäten an Bahnhöfen, insbesondere an Knotenpunkten des Eisenbahnnetzes, würden durch eine längere Haltezeit weiter verringert, was zu zusätzlichen Zugfolgekonflikten und weiteren Verspätungen führen könnte.

Der zeitliche Puffer im Fahrplan

Laut Norman Weik, Professor für Planung und Betrieb von Schienenverkehrssystemen an der TU München, werden in den Fahrplänen bereits Fahrzeitzuschläge von 3 bis 7 Prozent eingebaut. Diese Zuschläge sollen Bauarbeiten und besonders belastete Bahnhöfe berücksichtigen. Im Schnitt lassen die Fahrpläne den Zügen 10 bis 15 Prozent mehr Zeit, als unter optimalen Bedingungen nötig wäre.

Die Herausforderung der Abwägung

Weik betont, dass die Erhöhung dieser Zuschläge eine Abwägungssache sei. Je mehr Zuschläge eingebaut werden, desto weniger wettbewerbsfähig wird die Bahn. Zudem gibt es andere Restriktionen: Züge sollen in jeder Stunde zur gleichen Zeit fahren und die Anschlüsse müssen funktionieren. Im engmaschigen deutschen Netz bleibt da wenig Spielraum.

Forschungsfragen und Anpassungsprobleme

Professor Nils Nießen, Leiter des Verkehrswissenschaftlichen Instituts der RWTH Aachen, erklärt, dass die Platzierung von Wartezeiten eine große Forschungsfrage sei. Eine Veränderung an einer Stelle des Fahrplans könnte oft den gesamten Fahrplan beeinflussen. Bei Ersatzfahrplänen, wie bei der „Riedbahn“ zwischen Frankfurt und Mannheim, ist dies einfacher. Diese Fahrpläne sind konservativ mit viel Wartezeit gestaltet und daher meist pünktlich.

Deutschlandtakt und Verknüpfungen

Im Rahmen des geplanten Deutschlandtakts sollen die Verbindungen noch stärker miteinander verzahnt werden, was die Sache nicht leichter macht. Manche Verbindungen müssen beschleunigt werden, bei anderen könnten zusätzliche Reservezeiten eingebaut werden.

Künstliche Intelligenz im Einsatz

Bereits im Einsatz bei der Stuttgarter S-Bahn ist ein KI-System, das hilft, einmal aufgetretene Störungen zu minimieren. Die KI berechnet in Sekundenbruchteilen, welcher Zug einen eingleisigen Abschnitt zuerst befahren sollte, um die Auswirkungen auf die Pünktlichkeit zu minimieren. Auch im Rhein-Main-Verbund und in München ist dieses Tool im Einsatz.

Die Grenzen der KI

Weik erklärt, dass bei einfachen Systemen wie S-Bahn-Netzen die KI gut funktioniert. Für das gesamte deutsche Netz ist dies jedoch noch eine Sache der Forschung. Nießen ergänzt, dass KI die Lage vielleicht etwas verbessern könne, aber Züge fahren über reale Gleise. Der Verkehr ist gewachsen, das Netz jedoch nicht. Selbst bei guter Infrastruktur steigen die Verspätungen ab einem gewissen Verkehr exponentiell an.

Positive Aspekte der Überlastung

Weik sieht die Überlastung auch als Zeichen für den Erfolg der Bahn. Auf der Langstrecke ist die Bahn heute das dominierende Verkehrsmittel. Die Münchener U-Bahn wurde ursprünglich für 250.000 Menschen täglich konzipiert, heute sind es bis zu 800.000.

Die Gefahr der Stimmungsänderung

Nießen sieht das Risiko, dass die Stimmung der Bevölkerung irgendwann kippt. Die Leute könnten sagen, dass sie so viel Geld in die Bahn investiert haben und es nicht besser wird, was zu einem Riss des Geduldsfadens führen könnte.

Fazit

Die Idee, eine zusätzliche Minute pro Halt einzuführen, um die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn zu verbessern, hat ihre Tücken. Die Herausforderungen liegen vor allem in der alten und überlasteten Infrastruktur sowie in den zahlreichen Restriktionen des deutschen Bahnnetzes. Dennoch könnten gezielte Maßnahmen und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zumindest teilweise zu einer Verbesserung führen. Die Diskussion bleibt jedoch offen und es bedarf weiterer Forschung und Abwägung, um eine optimale Lösung zu finden. Bibliographie - https://t3n.de/news/deutsche-bahn-koennte-mehr-zeit-zum-ein-und-aussteigen-an-bahnhoefen-die-zuege-puenktlicher-machen-1646096/ - https://www.deutschebahn.com/de/konzern/konzernprofil/zahlen_fakten/puenktlichkeitswerte-6878476 - https://www.reddit.com/r/drehscheibe/comments/1c9qm9q/warum_bekommt_die_db_die_versp%C3%A4tung_nicht_in_den/ - https://ibir.deutschebahn.com/2023/de/zusammengefasster-konzernlagebericht/produktqualitaet-und-digitalisierung/kunde-im-mittelpunkt-unseres-handelns/puenktlichkeit/ - https://t3n.de/ - https://de.quora.com/Wie-kann-man-die-P%C3%BCnktlichkeit-der-Deutschen-Bahn-verbessern - https://www.ice-treff.de/index.php?mode=thread&id=694270 - https://www.derstandard.de/story/2000141275800/wo-die-zuege-puenktlich-sind-und-wo-eher-nicht - https://www.americanexpress.com/de-de/kampagnen/guide/news/news/deutsche-bahn-plant-puenktlichkeitsquote-auf-80-prozent-zu-erhoehen-20744
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