Künstliche Intelligenz (KI) dringt in immer neue Bereiche vor und revolutioniert dabei auch die Welt der Musik. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Projekt "FürElise", das sich zum Ziel gesetzt hat, die komplexen Handbewegungen von Klavierspielern zu erfassen und mithilfe von KI zu reproduzieren.
Das Klavierspiel erfordert ein hohes Maß an Fingerfertigkeit, Präzision und Koordination. Die Entwicklung von Handbewegungsmodellen, die die Nuancen des Klavierspiels akkurat nachbilden können, stellt eine große Herausforderung dar. Bisherige Modelle konnten die Komplexität und Natürlichkeit menschlicher Bewegungen nur begrenzt erfassen.
Um diese Herausforderung zu meistern, wurde im Rahmen des Projekts "FürElise" ein umfangreicher Datensatz erstellt. Dieser umfasst etwa 10 Stunden an 3D-Handbewegungsdaten und Audioaufnahmen von 15 professionellen Pianisten, die 153 klassische Musikstücke spielen. Die Aufnahmen entstanden mithilfe eines speziellen markerlosen Systems, das die Bewegungen der Pianisten aus mehreren Perspektiven aufzeichnet. Die so gewonnenen Daten wurden anschließend mit Hilfe von Algorithmen für die Posenschätzung weiterverarbeitet.
Um eine möglichst hohe Genauigkeit zu gewährleisten, wurden die Bewegungsdaten zusätzlich mit den Informationen eines Yamaha Disklavier-Klaviers abgeglichen. Dieses spezielle Klavier ist mit Sensoren ausgestattet, die die Anschläge der Tasten mit hoher Auflösung aufzeichnen. Durch die Kombination der Bewegungsdaten mit den Informationen über die Tastenanschläge konnten die Forscher ein detailliertes Modell der Handbewegungen beim Klavierspiel erstellen.
Basierend auf diesem Datensatz entwickelten die Forscher eine Pipeline, die in der Lage ist, realistische Handbewegungen für Musikstücke zu synthetisieren, die nicht Teil des ursprünglichen Datensatzes sind. Der Ansatz kombiniert Imitationslernen und Verstärkungslernen, um Strategien für die Steuerung von zwei virtuellen Händen zu entwickeln, die mit den Tasten eines virtuellen Klaviers interagieren.
Um die Effizienz des Lernprozesses zu steigern, setzten die Forscher ein Diffusionsmodell ein, das natürliche Referenzbewegungen generiert. Diese Bewegungen liefern Informationen über die grundlegende Bewegungsbahn und die Fingersetzung. Um die Präzision der generierten Bewegungen weiter zu erhöhen, nutzte das Team die Ähnlichkeit von Musikstücken. So konnten ähnliche Bewegungen aus dem Datensatz abgerufen und für die Feinabstimmung der Bewegungen verwendet werden.
Die Ergebnisse des "FürElise"-Projekts sind vielversprechend und eröffnen neue Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Die Technologie könnte beispielsweise in der Animation von Figuren, in der Biomechanik, in VR/AR-Anwendungen und in der Entwicklung von KI-Systemen, die Musik verstehen und spielen können, eingesetzt werden.
Das "FürElise"-Projekt demonstriert eindrucksvoll das Potenzial von KI in der Musik. Durch die Kombination von neuartigen Aufnahmetechniken, maschinellem Lernen und der Nutzung von musikalischer Ähnlichkeit ist es den Forschern gelungen, ein System zu entwickeln, das die komplexen Handbewegungen von Klavierspielern realistisch erfassen und reproduzieren kann. Diese Technologie könnte die Art und Weise, wie wir Musik erleben, komponieren und lernen, grundlegend verändern.