In den Vereinigten Staaten von Amerika, Heimat der weltweit führenden Technologieunternehmen und Innovationstreiber im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), hat sich eine bemerkenswerte Entwicklung ergeben, die sowohl ethische als auch rechtliche Fragen aufwirft. Ein Team von Entwicklern hat einen Bot erstellt, der in der Lage ist, einen US-Politiker, genauer gesagt den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Dean Phillips, zu imitieren. Diese Neuerung hat für kontroverse Diskussionen gesorgt und führte letztendlich dazu, dass das verantwortliche Entwicklerteam von OpenAI gesperrt wurde, dem Unternehmen hinter dem bekannten ChatGPT.
OpenAI, das eng mit Microsoft zusammenarbeitet, hat damit auf den Einsatz seiner KI-Tools in einer politischen Kampagne reagiert und somit ein klares Zeichen gegen den Missbrauch dieser Technologie gesetzt. Laut der Washington Post war dies die erste derartige Maßnahme des Unternehmens. OpenAI betonte in einer Erklärung, dass es die Nutzung seiner Technologie für politische Kampagnen oder das Imitieren von Personen ohne deren Zustimmung strikt untersagt.
Die beiden Silicon-Valley-Unternehmer Matt Krisiloff und Jed Somers, die hinter dem sogenannten Dean.Bot stehen, hatten das politische Aktionskomitee "We deserve Better" gegründet und einen Vertrag mit dem KI-Start-up Delphi abgeschlossen. Nachdem OpenAI das Konto von Delphi gesperrt hatte, wurde der Bot vom Start-up entfernt. Weder "We deserve Better" noch Delphi haben sich bislang öffentlich zu diesem Vorgang geäußert.
Die Debatte um den potenziellen Missbrauch von KI in Wahlkämpfen ist nicht neu. Bereits das Weltwirtschaftsforum hat vor den "größten kurzfristigen Risiken" gewarnt, die insbesondere durch die Verbreitung von Fake News bei Wahlen entstehen können. Die Möglichkeit, Chatbots zu erstellen, die echte Menschen imitieren und damit Stimmungen beeinflussen und Wähler in ihrem Verhalten lenken können, stellt dabei eine besondere Gefahr dar.
Die Verwendung von KI in US-Wahlkämpfen hat inzwischen eine wichtige Rolle eingenommen. So nutzte beispielsweise die Kampagne des US-Senators John Fetterman KI, um die Kosten für Fundraising zu senken. KI-Modelle ermöglichen es, Listen potenzieller Spender zu analysieren und die aussichtsreichsten Ziele zu identifizieren, was den Kampagnen erhebliche Vorteile verschafft. Unternehmen wie Sterling Data Company, die im Wahlkampf aktiv sind, können mit ihren KI-Modellen schneller und gezielter auf neue Trends reagieren und somit den Wahlkampf entscheidend beeinflussen.
Auch wenn KI als Kostensenker dienen kann, der finanziell weniger gut ausgestatteten Kandidaten hilft, mit reicheren Mitbewerbern gleichzuziehen, birgt die Technologie doch erhebliche Risiken. Besonders die Erstellung von Deepfakes, manipulierten Videos und Bildern, könnte die Grenze zwischen Realität und politischer Fiktion weiter verwischen und damit das Vertrauen in demokratische Prozesse untergraben.
Die aktuellen Ereignisse zeigen, dass die Entwicklung und der Einsatz von KI in der Politik sorgfältig beobachtet und reguliert werden müssen, um Missbrauch zu verhindern und das Vertrauen in die Integrität von Wahlen zu bewahren. OpenAI hat mit der Sperrung des Entwicklerteams einen ersten Schritt getan, doch es bleibt abzuwarten, wie sich die Rechtslage und die Ethik im Umgang mit dieser mächtigen Technologie weiterentwickeln werden.