Die jüngsten Fortschritte großer Sprachmodelle (LLMs) haben zu Behauptungen geführt, dass KI den Menschen bei Aufgaben der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP) wie Textverständnis und logischem Denken übertrifft. Diese Arbeit untersucht diese Aussagen, indem sie CAIMIRA vorstellt, ein neuartiges Framework, das auf der Item-Response-Theorie (IRT) basiert und eine quantitative Bewertung und den Vergleich der Problemlösungsfähigkeiten von Frage-Antwort-Agenten ermöglicht: Menschen und KI-Systeme.
Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte hervorgebracht. Insbesondere große Sprachmodelle (LLMs) zeigen beeindruckende Fähigkeiten im Bereich der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP). Diese Modelle, trainiert auf riesigen Datensätzen, können menschenähnliche Texte generieren, Sprachen übersetzen und komplexe Fragen beantworten. Die Leistungsfähigkeit dieser Systeme hat zu der Frage geführt, ob KI die kognitiven Fähigkeiten des Menschen in naher Zukunft übertreffen könnte.
Um diese Frage zu untersuchen, haben Forscher das CAIMIRA-Framework entwickelt, ein neuartiges Bewertungssystem, das auf der Item-Response-Theorie (IRT) basiert. CAIMIRA ermöglicht es, die Leistung von Menschen und KI-Systemen bei der Beantwortung von Fragen quantitativ zu erfassen und zu vergleichen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Benchmark-Tests, die oft auf einfachen Metriken wie der Genauigkeit basieren, berücksichtigt CAIMIRA die Schwierigkeit der Fragen und die Fähigkeiten der Agenten. Dies ermöglicht eine differenzierte Analyse der Stärken und Schwächen von Mensch und KI.
Im Rahmen der CAIMIRA-Studie wurden über 300.000 Antworten von rund 70 KI-Systemen und 155 Menschen auf tausende Quizfragen analysiert. Die Fragen stammten aus verschiedenen Wissensdomänen und erforderten unterschiedliche Argumentationsfähigkeiten. Die KI-Systeme umfassten sowohl traditionelle regelbasierte Systeme als auch moderne Deep-Learning-Modelle wie GPT-4 und LLaMA.
Die Auswertung der Antworten erfolgte anhand eines mehrdimensionalen IRT-Modells. Dieses Modell berücksichtigt sowohl die Fähigkeiten der Agenten als auch die Schwierigkeit der Fragen. Durch die Analyse der Antwortmuster konnten die Forscher die relativen Stärken und Schwächen von Menschen und KI-Systemen in verschiedenen Wissensdomänen und Argumentationsfähigkeiten identifizieren.
Die CAIMIRA-Studie ergab, dass Menschen und KI-Systeme unterschiedliche Stärken und Schwächen bei der Beantwortung von Fragen aufweisen. Menschen übertrafen KI-Systeme in Bereichen, die wissensbasiertes abduktives und konzeptionelles Denken erfordern. Dies beinhaltet die Fähigkeit, aus unvollständigen Informationen Schlussfolgerungen zu ziehen, komplexe Konzepte zu verstehen und kreative Lösungen für Probleme zu finden.
Im Gegensatz dazu zeigten hochmoderne LLMs wie GPT-4 und LLaMA eine überlegene Leistung beim gezielten Abrufen von Informationen und beim faktenbasierten Denken. Diese Systeme zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, große Datenmengen zu verarbeiten, Muster zu erkennen und präzise Informationen abzurufen. Insbesondere bei Fragen, die klar definierte Informationslücken aufweisen und durch Mustervergleich oder Datenabruf beantwortet werden können, übertrafen LLMs die menschlichen Teilnehmer.
Die Ergebnisse der CAIMIRA-Studie deuten darauf hin, dass KI-Systeme zwar in bestimmten Bereichen beeindruckende Fortschritte gemacht haben, aber immer noch nicht in der Lage sind, die komplexen kognitiven Fähigkeiten des Menschen vollständig zu replizieren. Während LLMs bei Aufgaben, die Mustererkennung und Datenabruf erfordern, hervorragende Leistungen erbringen, haben Menschen immer noch einen Vorteil bei Aufgaben, die kreatives Denken, konzeptionelles Verständnis und die Fähigkeit erfordern, Schlussfolgerungen aus unvollständigen Informationen zu ziehen.
Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, zukünftige Frage-Antwort-Aufgaben und Modelle so zu gestalten, dass sie nicht nur Argumentationsprozesse höherer Ordnung und wissenschaftliches Denken herausfordern, sondern auch ein differenziertes Sprachverständnis und die kontextübergreifende Anwendung von Wissen erfordern. Dies wird dazu beitragen, die Entwicklung von KI-Systemen voranzutreiben, die die kognitiven Fähigkeiten des Menschen besser nachahmen oder ergänzen können, um reale Probleme zu lösen.