KI-Kompass: Entwicklungen in Gesichtserkennung, Künstlicher Intelligenz und Technologischen Trends
Gesichtserkennung und Stimmerkennung im Fokus der Polizei
Die Bundesregierung intensiviert ihre Bemühungen zur Netzüberwachung. Neben der Ankündigung von Ende August, Fotos und Videos aus dem Internet einer polizeilichen Gesichtserkennung zu unterziehen, sollen nun auch Videos und Tonaufnahmen mittels Stimmerkennung analysiert werden. Dies geht aus Dokumenten hervor, die heise online vorliegen. Die Regierungsparteien haben ihr "Sicherheitspaket" in zwei Teile aufgeteilt: eine Novelle des Asylsystems und eine "Verbesserung der Terrorismusbekämpfung". Beide Entwürfe wurden den Ampel-Fraktionen als "Formulierungshilfe" vorgelegt.
Ein zentrales Element ist die automatisierte Analyse polizeilicher Daten durch das BKA und die Bundespolizei, unterstützt durch Künstliche Intelligenz. Dies soll das Zusammenführen und Durchforsten großer polizeilicher Datenbanken ermöglichen. Datenschützer und Rechtsexperten warnen seit Jahren, dass hierbei die Unschuldsvermutung auf der Strecke bleiben könnte. Die Pläne sollen noch in dieser Woche im Bundestag diskutiert werden. Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge kündigte an, die Entwürfe umfassend prüfen zu wollen, insbesondere hinsichtlich verfassungs- und europarechtlich relevanter Fragen.
Düsterer Tech-Ausblick in der EU
Ein von der EU-Kommission in Auftrag gegebener Wettbewerbsbericht des ehemaligen italienischen Regierungschefs Mario Draghi zeichnet ein düsteres Bild der technologischen Wettbewerbsfähigkeit Europas. Besonders im Bereich der Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und Cloud-Dienste zeigt der Bericht erhebliche Defizite und Rückstände gegenüber den USA und China auf.
Laut Draghi setzen nur 11 Prozent der EU-Unternehmen KI ein, während 73 Prozent der seit 2017 entwickelten KI-Basismodelle aus den USA und 15 Prozent aus China stammen. Auch bei Investitionen in KI-Start-ups und der Verfügbarkeit von Fachkräften hinkt die EU hinterher. Im Cloud-Markt dominieren die US-Hyperscaler Amazon, Microsoft und Google mit einem Marktanteil von 65 Prozent, während europäische Anbieter unter 16 Prozent bleiben.
Der Bericht empfiehlt der EU, einen Kompromiss zwischen strengen Vorschriften wie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und dem geplanten AI Act sowie Anreizen für Investitionen und Innovationen zu finden. Nur so könne Europa seine Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselbranchen wahren und eine völlige Abhängigkeit von ausländischer Technologie vermeiden. Andernfalls, so warnt Draghi, blieben der EU nur noch Nischenmärkte.
Warnung vor teuren KI-Rechnungen von Gartner Consultants
Unternehmen, die Künstliche Intelligenz in ihre Prozesse integrieren, müssen lernen, die Kosten zu managen und die Produktivitätssteigerung, die die Technik ermöglicht, auch einzufangen, so Mary Mesaglio, VP-Analystin der Unternehmensberatung Gartner Consultants. Sie betonte dies in der Eröffnungs-Keynote des diesjährigen Gartner IT Symposiums in Australien. Geld für generative KI zu verschwenden, sei einfach, warnte Mesaglio, und Fehleinschätzungen von 500 bis 1000 Prozent seien möglich.
Ein Grund ist, dass Menschen, die mit KI experimentieren, die dabei anfallenden Kosten für die Cloud-Nutzung oft außer Acht lassen. Auch die Nutzung von KI für Aufgaben, die durch eine einfache Websuche erledigt werden könnten, oder Experimente mit langen und komplexen Anfragen können die Kosten in die Höhe treiben. Anbieter, die per Token abrechnen, seien dabei teurer. Ob der Produktivitätsvorsprung von im Durchschnitt 43 Minuten eingesparter Arbeitszeit pro Tag pro Person diesen schwer vorhersehbaren finanziellen Einsatz wert ist, bleibt unklar. ChatGPT-Anbieter OpenAI droht beispielsweise ein Minusgeschäft von mehreren Milliarden, während Nvidia, der Hauptlieferant für KI-Beschleuniger, Rekordgewinne verzeichnet.
Microsofts Verbesserung für mächtigste Prompting-Methode
Microsoft hat eine neue Methode namens "dynamische Few-Shot-Prompts" vorgestellt. Dabei werden die Beispiele für das Prompting nicht direkt im Prompt angegeben, sondern in einem Vector Store gespeichert. Für jeden User-Input werden dann die relevantesten Beispiele abgerufen und in den Prompt eingefügt.
Die Architektur besteht aus drei Komponenten: einem Vector Store zur Speicherung der Beispiel-Prompts, einem Embedding Model zur Transformation des User-Inputs in einen Vektor und einem KI-Modell für die Chat-Vervollständigung. Die Methode soll Genauigkeit, Relevanz und Kosteneffizienz verbessern, während sie flexibel und skalierbar bleibt. Eine Kombination mit Many-Shot-Prompting, das hunderte oder tausende Beispiele nutzt, könnte zu noch leistungsfähigeren KI-Systemen für spezifische Aufgaben führen.
OpenAIs neues Logik-KI-Modell "Strawberry"
OpenAI plant, sein neues KI-Modell "Strawberry" in den kommenden zwei Wochen als Teil von ChatGPT zu veröffentlichen. Das Hauptmerkmal von Strawberry ist seine Fähigkeit, vor der Beantwortung einer Anfrage 10 bis 20 Sekunden lang "nachzudenken", anstatt sofort zu antworten. Durch diese Denkphase soll das Modell in der Lage sein, komplexe Probleme in Bereichen wie Konzeption, Mathematik und Programmierung zu lösen, die es noch nie zuvor gesehen hat.
Strawberry nutzt eine spezialisierte Form des "Post-Trainings", um vortrainierte Modelle an bestimmte Aufgaben anzupassen. Kunden sollen so zusätzliche Aufforderungen oder Hacks vermeiden können, die bisher nötig waren, um von ChatGPT intelligentere Ergebnisse zu erhalten. Obwohl Strawberry Teil von ChatGPT sein wird, ist es als eigenständiges Angebot mit einigen Unterschieden konzipiert. Die erste Version wird nur Text verarbeiten können, aber keine Bilder. Auch die Preisgestaltung könnte sich von ChatGPT unterscheiden und Ratenbegrenzungen beinhalten. Für schnellere Antworten könnte es ein höherpreisiges Abonnement geben.
KI-System "FiveThirtyNine" übertrifft menschliche Prognostiker
Das "Center of AI Safety" hat mit FiveThirtyNine ein KI-System entwickelt, das bessere Vorhersagen treffen soll als menschliche Experten. Es basiert auf GPT-4o und gibt Wahrscheinlichkeiten für benutzerdefinierte Abfragen aus. In einem Test auf der Prognoseplattform Metaculus übertraf FiveThirtyNine mit einer Genauigkeit von 87,7 Prozent eine Gruppe von menschlichen Experten, die eine Genauigkeit von 87,0 Prozent erreichten.
Die Entwickler sehen vielfältige Einsatzmöglichkeiten, etwa zur Unterstützung von Entscheidungsträgern oder zur Risikoeinschätzung in Chatbots. Allerdings hat das System auch noch Schwächen, wie fehlende Spezialisierung auf bestimmte Anwendungsfälle, Beschränkung auf Informationen aus dem Trainingsmaterial und schlechte Leistung bei sehr kurzfristigen oder aktuellen Ereignissen.
Stimme von James Earl Jones lebt nach seinem Tod weiter
James Earl Jones, der Darth Vader seine ikonische Stimme lieh, verstarb im Alter von 93 Jahren. Doch seine Stimme soll dank Künstlicher Intelligenz weiterleben. Bereits 2022 hatte Jones die Rechte an seiner Stimme an Lucasfilm abgetreten. Ein KI-Start-up nutzt alte und jüngere Aufnahmen von Jones, um die Stimme zu klonen. Mit derselben Technik wurde auch die Stimme von Mark Hamill verjüngt, damit sie besser zum Auftritt des jungen Luke Skywalker in "The Mandalorian" passt.
Fazit
Die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz schreiten rasant voran und betreffen zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens. Von polizeilichen Überwachungsmethoden über wirtschaftliche Herausforderungen bis hin zu technologischen Innovationen wie Microsofts dynamische Few-Shot-Prompts und OpenAIs Logik-KI Strawberry – die Bandbreite ist enorm. Die Auswirkungen und Möglichkeiten dieser Technologien sind weitreichend und werden weiterhin intensiv diskutiert und erforscht.
Bibliographie
- https://www.heise.de/news/KI-Update-kompakt-Gesichtserkennung-Tech-Ausblick-Strawberry-FiveThirtyNine-9864544.html
- https://newstral.com/de/article/de/1257775208/ki-update-kompakt-gesichtserkennung-tech-ausblick-strawberry-fivethirtynine-ki-update-kompakt-gesichtserkennung-tech-ausblick-strawberry-fivethirtynine
- https://newstral.com/de/articles