Die Automatisierung hält Einzug in immer mehr Bereiche unseres Lebens – und auch wissenschaftliche Labore stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Roboter und Künstliche Intelligenz (KI) bieten das Potenzial, wissenschaftliche Experimente zu beschleunigen, die Präzision zu erhöhen und neue Erkenntnisse in Bereichen wie Gesundheit, Energie und Materialwissenschaft schneller zu gewinnen. Dieser Artikel beleuchtet den aktuellen Stand der Laborautomatisierung, die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen sowie die Vision einer zukünftigen Forschung, die durch KI und Robotik geprägt ist.
Die Entwicklung neuer Moleküle, Materialien und chemischer Systeme ist heutzutage ein komplexer und zeitaufwendiger Prozess. Wissenschaftler planen Experimente, synthetisieren Materialien, analysieren die Ergebnisse und wiederholen diesen Zyklus so lange, bis die gewünschten Eigenschaften erreicht sind. Dieser "Trial-and-Error"-Ansatz ist nicht nur arbeitsintensiv, sondern auch fehleranfällig. Roboter bieten hier eine vielversprechende Alternative: Sie können Experimente rund um die Uhr durchführen, ohne zu ermüden, und arbeiten mit einer Präzision, die menschliche Fähigkeiten übersteigt. Darüber hinaus minimieren sie Sicherheitsrisiken, insbesondere beim Umgang mit gefährlichen Substanzen.
Die Integration von KI erweitert die Möglichkeiten der Laborautomatisierung zusätzlich. KI-Systeme können große Datensätze aus Experimenten analysieren, Muster erkennen und neue Forschungsideen generieren. Sie können sogar autonom entscheiden, welche Experimente durchgeführt werden sollen, und Anpassungen in Echtzeit vornehmen, um den Forschungsprozess zu optimieren. Die Vision ist ein nahezu vollständig automatisierter Laborbetrieb, in dem Roboter und KI-Systeme Hand in Hand arbeiten.
Die Umsetzung dieser Vision ist jedoch mit technischen und logistischen Herausforderungen verbunden. Labore unterscheiden sich in ihrer Größe und Ausstattung, von kleinen Einzelprozesslaboren bis hin zu großen Forschungszentren. Automatisierungssysteme müssen daher flexibel und skalierbar sein. Mobile Roboter, die verschiedene Aufgaben an unterschiedlichen Stationen erledigen können, sind ein vielversprechender Ansatz. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schulung der Wissenschaftler. Um das Potenzial der Automatisierung voll auszuschöpfen, benötigen sie Kenntnisse in Robotik, Datenwissenschaft und KI.
Um die schrittweise Automatisierung von Laboren zu ermöglichen, wurde ein Fünf-Stufen-Modell entwickelt:
- Assistierende Automatisierung (A1): Einzelne Aufgaben, wie der Umgang mit Flüssigkeiten, werden automatisiert. - Teilweise Automatisierung (A2): Roboter führen mehrere aufeinanderfolgende Arbeitsschritte durch. - Bedingte Automatisierung (A3): Roboter übernehmen den gesamten Versuchsablauf, der Mensch greift nur bei Bedarf ein. - Hohe Automatisierung (A4): Roboter führen Experimente selbstständig durch und reagieren auf unvorhergesehene Ereignisse. - Vollständige Automatisierung (A5): Roboter und KI-Systeme arbeiten vollständig autonom, inklusive Wartung und Sicherheitsmanagement.Dieses Stufenmodell dient als Roadmap für die zukünftige Entwicklung der Laborautomatisierung. Es zeigt den Weg von der Unterstützung menschlicher Arbeit bis hin zur vollständigen Autonomie und ermöglicht es Laboren, die für sie passende Automatisierungsstufe zu wählen.
Die Robotik und KI revolutionieren die wissenschaftliche Forschung. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben können Wissenschaftler sich auf komplexere Fragestellungen konzentrieren und neue Erkenntnisse schneller gewinnen. Die Herausforderungen bei der Implementierung von Automatisierungssystemen sind zwar vorhanden, aber die langfristigen Vorteile überwiegen. Die Zukunft der Laborautomatisierung verspricht ein neues Zeitalter der wissenschaftlichen Entdeckungen, in dem Mensch und Maschine gemeinsam die Grenzen des Wissens erweitern.
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