Die Einführung neuer Regularien im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) durch die Europäische Union hat in der deutschen Unternehmenslandschaft unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Eine aktuelle Umfrage verdeutlicht die vorherrschende Skepsis und die Bedenken vieler Unternehmen hinsichtlich der neuen EU-Verordnung zur KI.
Im August 2024 trat der EU AI Act in Kraft, eine umfassende Verordnung, die in den kommenden zwei Jahren in allen EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss. Ziel dieser Verordnung ist es, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu regulieren, um Risiken zu minimieren und gleichzeitig Innovationen zu fördern. Bei Nichteinhaltung der Vorgaben drohen hohe Bußgelder.
Die Unternehmensberatung Deloitte führte eine Umfrage unter 500 Managern durch, die in ihren Unternehmen für das Thema KI verantwortlich sind. Die Ergebnisse sind aufschlussreich:
- 52 Prozent der Befragten sehen ihre Innovationsmöglichkeiten durch die neuen Vorschriften eingeschränkt. - Knapp 19 Prozent der Befragten erwarten eine Stärkung ihrer Innovationskraft. - Ein Viertel der befragten Unternehmen hat bereits mit der Umsetzung der neuen Vorschriften begonnen.Ein wesentlicher Kritikpunkt der Unternehmen ist die teils unklare Auslegung der neuen Regelungen. Till Contzen, Partner bei Deloitte, betont, dass die bewusst unklar formulierten Vorschriften des AI Acts die Interpretation erschweren. Dies führe zu einem erheblichen Mehraufwand bei der Umsetzung, insbesondere für Unternehmen, die noch keine genauen Kenntnisse über den Umfang ihrer KI-Nutzung haben.
Die aktuelle Situation erinnert viele Unternehmen an die Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Mai 2018. Auch damals war der Aufwand für die Umsetzung der neuen Vorschriften enorm, und viele Unternehmen fühlten sich überfordert. Ähnlich wie bei der DSGVO erwarten Experten auch beim AI Act eine stufenweise Anpassung und eine längere Phase der Implementierung.
Sarah Becker, Digitalexpertin bei Deloitte, hebt hervor, dass eine angemessene Regulierung Vertrauen schaffen kann. Dennoch besteht das Risiko, dass zu strenge Vorschriften die Innovationskraft der Unternehmen hemmen könnten. Hier gilt es, ein Gleichgewicht zu finden, das sowohl die Sicherheit als auch die Innovationsfähigkeit fördert.
Die Reaktionen aus der Wirtschaft sind gemischt. Während einige Unternehmen die neuen Regelungen als notwendiges Übel betrachten, um langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern, sehen andere ihre Geschäftsmodelle bedroht. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sorgen sich um die zusätzlichen Kosten und den bürokratischen Aufwand, der mit der Einhaltung der neuen Vorschriften verbunden ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Bildungsbedarf in den Unternehmen. Viele Führungskräfte haben den Wunsch nach mehr Wissen und Schulungen im Bereich KI. Um den Herausforderungen der neuen Verordnung gerecht zu werden, müssen Unternehmen ihre Mitarbeiter gezielt schulen und weiterbilden. Dies betrifft nicht nur technisches Wissen, sondern auch rechtliche und ethische Aspekte der KI-Nutzung.
Die Einführung des EU AI Acts stellt deutsche Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Die teils unklaren Regelungen und der hohe Aufwand für die Umsetzung sorgen für Skepsis und Unsicherheit. Dennoch bietet die Verordnung auch Chancen, das Vertrauen in KI zu stärken und langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern. Entscheidend wird sein, wie Unternehmen und Gesetzgeber gemeinsam Lösungen finden, um die Balance zwischen Regulierung und Innovation zu wahren.