In den USA verschärft sich die Regulierung synthetischer DNA
Die synthetische Biotechnologie hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht und bietet vielfältige Möglichkeiten in Bereichen wie der medizinischen Forschung, der Industrie und der Landwirtschaft. Doch mit den Chancen wachsen auch die Risiken. Eine davon ist die Möglichkeit, dass synthetische DNA für die Herstellung gefährlicher Pathogene verwendet werden könnte. Dieses Szenario hat in den USA zu einer Verschärfung der Regulierung geführt, mit weitreichenden Folgen für die Forschung und Industrie.
Die Produktion synthetischer DNA ermöglicht es Forschenden, genetische Sequenzen zu erstellen und zu untersuchen, ohne auf natürliche Extraktion angewiesen zu sein. Dies erlaubt nicht nur die Entwicklung diagnostischer Tests und die Herstellung nützlicher Enzyme, sondern auch die Forschung an seltenen Bakterienarten, ohne dass diese in der Natur gesammelt werden müssen. Die Technologie ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass Unternehmen auf Bestellung maßgeschneiderte Nukleinsäuren herstellen und weltweit versenden können.
Die fortschreitende Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die Biotechnologie führt jedoch zu neuen Herausforderungen. KI kann dazu beitragen, ganz neue Sequenzen zu kreieren, die in der Natur nicht existieren, einschließlich solcher, die eine Bedrohung für Menschen oder andere Lebewesen darstellen könnten. Dies hat in den USA zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Besorgnis geführt, insbesondere vor dem Hintergrund der Möglichkeit, dass bösartige Akteure gefährliche Viren künstlich erzeugen könnten.
Die Bedenken sind nicht unbegründet. Kanadische Forscher haben 2017 gezeigt, dass sie das ausgestorbene Pferdepockenvirus durch die Bestellung seiner genetischen Bausteine rekonstruieren konnten – für rund 100.000 US-Dollar. Dies wirft die Frage auf, ob ähnliches auch mit dem Pockenvirus, einer bereits ausgerotteten Krankheit, möglich wäre.
Um solchen Szenarien vorzubeugen, hat das Weiße Haus neue Regeln veröffentlicht, die von Unternehmen, die synthetische DNA herstellen, verlangen, Bestellungen zu überprüfen und auf sogenannte "Sequenzen von Bedenken" zu achten. Damit sollen Sequenzen identifiziert werden, die zur Toxizität oder Krankheitserregung eines Organismus beitragen. Zunächst gelten diese Regeln nur für wissenschaftliche Einrichtungen oder Unternehmen, die Bundesmittel erhalten: Sie müssen synthetische Nukleinsäuren von Anbietern beziehen, die diese Praktiken umsetzen.
Viele DNA-Anbieter folgen bereits den Richtlinien des US-Gesundheitsministeriums von 2010. Etwa 80 Prozent der Branche haben sich dem Internationalen Konsortium für die Synthese von Genen angeschlossen, das sich verpflichtet hat, Bestellungen zu überprüfen. Doch sind diese Maßnahmen freiwillig, und nicht alle Unternehmen halten sich daran.
Die neuen Regeln fordern eine bessere Überwachung und beziehen sich explizit auf KI-Modelle, die den biologischen Risiken Vorschub leisten könnten. Dies umfasst Modelle, die die Entwicklung, Beschaffung und Nutzung biologischer Waffen erleichtern könnten. Für Modelle, die auf biologischen Daten trainiert werden, sind die Schwellenwerte für eine Meldepflicht niedriger angesetzt, was auf eine stärkere Kontrolle hindeutet.
Diese Entwicklungen zeigen, wie eng die Themen KI und Biotechnologie miteinander verwoben sind und welche Bedeutung sie für die nationale Sicherheit haben können. Die US-Regierung hat damit ein Zeichen gesetzt, dass die Sicherheitsrisiken, die mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung einhergehen, ernst genommen und aktiv reguliert werden müssen.
Diese Maßnahmen haben nicht nur nationale, sondern auch internationale Auswirkungen, da viele Forschungseinrichtungen und Unternehmen auf die Herstellung synthetischer DNA angewiesen sind und oft mit den USA zusammenarbeiten. Die Frage ist nun, wie diese neuen Regulierungen umgesetzt werden und welche Konsequenzen sie für die zukünftige Forschung und die kommerzielle Nutzung synthetischer DNA haben werden.
Quellen:
- Center for Security and Emerging Technology (CSET)
- The Atlantic
- Science.org
- ScienceBusiness.net
- Sustainable Brands
- Nature
- The New York Times
- Axios
- ScienceDaily