In den letzten Jahren hat die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) eine neue Dimension erreicht, die die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Insbesondere das Aufkommen von Deepfakes, also hyperrealistischen gefälschten Videos und Audiodateien, die mit KI-Technologien erstellt werden, hat Besorgnis erregt. Diese Deepfakes haben das Potenzial, die Identität und das Image von Musikstars und anderen Prominenten zu imitieren und zu missbrauchen. In Großbritannien haben Abgeordnete nun darauf hingewiesen, dass eine neue Gesetzgebung notwendig ist, um KI-Deepfakes von Musikstars zu verbieten.
Deepfakes werden durch Algorithmen erzeugt, die in der Lage sind, Gesichter und Stimmen zu imitieren, sodass sie kaum noch von echten Aufnahmen zu unterscheiden sind. Die Verwendung dieser Technologie hat in verschiedenen Bereichen zugenommen, darunter Unterhaltung, Politik und sogar Betrug. Im Musikbereich ist die Sorge groß, dass die Stimmen und das Aussehen bekannter Künstler ohne deren Zustimmung für die Erstellung gefälschter Inhalte verwendet werden könnten.
In Großbritannien hat die All-Party Parliamentary Group on Music einen Bericht veröffentlicht, in dem sie die Regierung auffordert, Regulierungsmaßnahmen zu ergreifen. Die Abgeordneten fordern eine "spezifische Persönlichkeitsrecht", um Kreative und Künstler vor Missbrauch und falschen Darstellungen zu schützen. Zudem sollte das Gesetz weitere Maßnahmen umfassen, um Musiker vor dem Risiko zu schützen, dass KI "zum Zerstörer der Lebensgrundlagen von Schöpfern" wird.
Der Bericht hebt hervor, dass KI auch eine Kraft zum Guten sein kann, um Musikern bei der Innovation zu helfen und neue menschliche Kreativität zu inspirieren. Der Vorsitzende der parlamentarischen Gruppe, der Labour-Abgeordnete Kevin Brennan, betonte, dass KI ein großartiger Diener sein kann, aber ein schrecklicher Herrscher wäre, sollten die Entwicklungen nicht reguliert werden. Er plädiert dafür, dass Politik, Industrie und Innovatoren zusammenarbeiten müssen, um sicherzustellen, dass KI als Katalysator für Kreativität und Fortschritt im Musikökosystem dient, anstatt als Wachstumshemmnis und Zerstörer von Schöpferexistenzen.
Im US-Bundesstaat Tennessee wurde bereits ein Gesetz verabschiedet – das sogenannte Elvis-Gesetz –, das die Verwendung von KI zur Nachahmung der Stimme eines Künstlers ohne dessen Erlaubnis verbietet. Die britischen Abgeordneten sehen darin einen Fall, der zeigt, dass auch das Vereinigte Königreich ein Persönlichkeitsrecht einführen sollte, um die Individualität von Schöpfern im Land zu schützen und nicht hinter internationalen Wettbewerbern zurückzufallen.
Die britische Regierung hat bereits angekündigt, dass die Erstellung sexuell expliziter "Deepfake"-Bilder in England und Wales strafbar gemacht werden soll. Auf der anderen Seite des Atlantiks hat die britische Künstlerin FKA Twigs vor einem Unterausschuss des US-Senats, der sich mit Deepfakes und geistigem Eigentum befasst, eine Erklärung abgegeben, in der sie auf die Gefahren für Karrieren und Lebensunterhalt hinweist und zu Gesetzesänderungen aufruft.
Die Empfehlungen der All-Party Parliamentary Group umfassen, dass die britische Regierung ein KI-Gesetz einführen sollte, KI-generierte Musik klar gekennzeichnet wird, ein Persönlichkeitsrecht geschaffen wird, um Schöpfer und Künstler vor Deepfakes, Aneignung und falscher Darstellung zu schützen, und die Einrichtung einer internationalen Taskforce. Ein Sprecher der Regierung erklärte, dass Vertrauen und Transparenz entscheidend für diesen gemeinsamen Ansatz seien und die Regierung eng mit Interessenvertretern zusammenarbeite, um eine weitere Aktualisierung rechtzeitig vorzunehmen.
Quellen:
- Bracknell News
- Medianama
- World Economic Forum
- ITV News
- Europäisches Parlament
- CTV News
- Rolling Stone
- The Guardian
- World Intellectual Property Review